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Gedenktag für einen engagierten Christen und Demokraten - für ein SS-Mordopfer

Mit einem Gottesdienst in der Propsteikirche St. Peter mit Weihbischof Rolf Lohmann und einem „Tag der offenen Tür“ am Erich-Klausener-Haus wird am Sonntag, 30. Juni, einem mutigen und engagierten Christen gedacht: Erich Klausener.

Auf dem 32. Märkischen Katholikentag auf der Rennbahn in Hoppegarten war Erich Klausener gar nicht als Redner vorgesehen. Er spricht spontan das Schlusswort, von seiner glühender Liebe für Kirche und Vaterland. Es hatte weitreichende Folgen.

Die Koffer standen gepackt im Flur. Nach Dienstschluss wollte er mit seiner Familie in den Urlaub fahren. Die Angehörigen sahen ihn nie wieder – nicht einmal den Toten. Seine Leiche wurde verbrannt. Niemand sollte erfahren von der Erschießung durch die SS am 30. Juni 1934 im Verkehrsministerium an der Wilhelmstraße in Berlin – heute vor 90 Jahren.

Dr. Erich Klausener fiel dem gezielten Mord eines SS-Kommandos zum Opfer. Hermann Göring selbst hatte die Mordaktion geleitet, wiederum beauftragt von Adolf Hitler. 

In vielen Städten des Kreises tragen Straßen und Schulen seinen Namen. In Recklinghausen ist das Erich-Klausener-Haus, das als Katholisches (Verwaltungs-)Zentrum auch das Kreisdekanatsbüro beheimatet, nach ihm benannt. Zum 90. Jahrestag der Gewaltaktion ruft die Hausgemeinschaft an der Kemnastraße 7 – das Kreisdekanat, der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), die Zentralrendantur und die EFL-Beratung des Bistums - zur Erinnerung an Klausener auf.

Von 1919 bis 1924 war der Jurist der erste demokratisch gewählte Landrat in Recklinghausen, dem größten preußischen Kreis. Klausener setzte sich für die Schaffung sozialer Einrichtungen und die notleidende Arbeiterschaft ein. Sein Engagement bringt ihm den Beinamen „sozialer Landrat“ oder auch „roter Landrat“ ein. Während der Ruhrbesetzung wird er verhaftet: Klausener hatte einen deutschen Polizisten verteidigt, der sich im belgisch besetzten Teil des Kreises schützend vor die Bevölkerung gestellt hatte.

Das Land Preußen, regiert von einer Koalition der Demokraten aus SPD, katholisches Zentrum und Liberale, berief Klausener nach Berlin – zunächst ins Sozial-, später in das Innenministerium, am Ende abgeschoben in die Abteilung Schifffahrt im Reichsverkehrsministerium. Im Innenministerium war die Herausforderung immens: die Umwandlung der obrigkeitsstaatlichen Polizei in eine demokratisch gebildete, bürgernahe. Die Reform blieb beispielhaft. „Die Polizei ist die Dienerin der Republik“ - diesen Satz seiner Rede übernahm die Presse als Überschrift, als er 1929 das neue Polizeipräsidium in Recklinghausen in Vertretung des Innenministers offiziell eröffnete. In einer politisch wilden Zeit machte er sich so gefährliche Feinde bei den Gegnern der Demokratie, den Links- und Rechtsradikalen.

Zeit seines Lebens engagierte sich der überzeugte Katholik ehrenamtlich. In Berlin gründete und leitete er die „Katholische Aktion“ zur Koordinierung der Bildungs-, Sozial- und Gemeindearbeit der katholischen Minderheit. Gegen die Unterdrückung der Arbeitervereine protestierte er auch ab 1933/34. Am 24. Juni 1934 ergriff er vor 50.000 Menschen auf dem Märkischen Katholikentag auf dem Gelände der Rennbahn in Berlin-Hoppegarten noch einmal das Wort. Agenten der SS und Gestapo hörten mit. Sechs Tage später stand sein Name auf der Erschießungsliste der SS. Darunter neben vielen SA-Angehörigen aus dem Umfeld des sogenannten vermeintlichen “Röhm-Putsch” auch der frühere Reichskanzler von Schleicher.

Für Sonntag, 30. Juni, um 11.30 Uhr laden das Stadtkomitee der Katholiken und das Kreisdekanat Recklinghausen zum Gedenkgottesdienst mit Regionalbischof Rolf Lohmann in die Propsteikirche St. Peter, Kirchplatz 1, ein. Anschließend findet ab 13.15 Uhr ein „Tag der offenen Tür rund um das Erich-Klausener-Haus an der Kemnastraße 7 statt – mit Infoständen, Spielen, der Bigband der Klausener-Realschule Herten sowie Essen und Trinken und vielem mehr.